Verantwortlich für dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt in den Bio-Musterregionen Enzkreis und Heidenheim plus sind die Universität Hohenheim und die Universität Tübingen mit der Stuttgarter Agentur Ökonsult. Damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben, stellen wir uns hier anhand von drei Fragen vor.
Die sozial-ökologischen Forscherinnen
Das Fachgebiet Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft der Universität Hohenheim (UHOH) übernimmt die Federführung des Projekts. Im Projekt betrachten wir gesellschaftliche und ökologische Aspekte im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung in den Bio-Musterregionen.
Projektleiterin: Professor Claudia Bieling
Welchen Bezug habe ich zum Thema?
Als Professorin an der Universität Hohenheim habe ich mit sehr vielen Menschen zu tun – Studierende aus der ganzen Welt, Kolleginnen und Kollegen in der Forschung und Lehre, aber auch Menschen, die tief in der Praxis stecken. Da wird viel und teils auch sehr hitzig diskutiert: Kann man mit Ökolandbau die Welt ernähren? Welche Rolle spielen neue Technologien wie zum Beispiel die „Genschere“? Mich fasziniert immer wieder, wie vielfältig die Blickwinkel und Erfahrungen sind, und ich glaube, dass wir all dieses Wissen und all diese Perspektiven brauchen, um zu bestimmen, wie Landwirtschaft den vielfältigen Herausforderungen um Ernährungssicherung, Klimawandel und Biodiversitätsschutz gerecht werden kann.
Warum mache ich mit?
Ich habe dieses Projekt mit angestoßen, weil ich überzeugt bin, dass wir nur im konkreten Zuschnitt auf bestimmte Regionen und mit den Menschen, die in ihnen aktiv sind, die großen Fragen um die Landwirtschaft der Zukunft lösen können. Deswegen freue ich mich auf die kommenden Jahre, in denen wir über das Projekt hoffentlich mit vielen ins Gespräch kommen werden, zu den Dingen, die vor Ort wichtig und drängend sind, und mit dem Ziel, hierfür etwas konkret zu bewegen.
Was will ich erreichen?
Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven zusammenzubringen und es zu unterstützen, dass daraus gemeinsames Anpacken für eine gute, zukunftsfähige Landwirtschaft und Ernährung entsteht.
Carolin Schweizerhof - Projektkoordinatorin
Welchen Bezug habe ich zum Thema?
Ich bin hier in der Region geboren und aufgewachsen, genauer gesagt in der jetzigen Bio-Musterregion Ludwigsburg-Stuttgart. Schon als Kind war ich bei der Weinlese im "Wengert" meines Großvaters oder sammelte Früchte "auf' m Stückle" für den eigenen Moscht und Schnaps. Mit viel Beharrlichkeit wurde Jahr für Jahr der eigene Garten bepflanzt, Gemüse geerntet und dann für den Eigenbedarf verarbeitet. Und ich mittendrin. So wurde mir die Freude an regional produzierter Nahrung und Küche quasi in die Wiege gelegt.
Warum mache ich mit?
In den letzten Jahren habe ich mich bereits mit den unterschiedlichsten Aspekten der nachhaltigen Lebensmittelproduktion aus einer gesellschaftswissenschaftlichen Perspektive beschäftigt. Nachdem ich im vergangenen Jahr meine Masterarbeit abgeschlossen habe, die sich mit der Wahrnehmung und dem Wissen über essbare Unkräuter in Zambia befasste, freue ich mich nunmehr darauf, ein ähnliches Thema in einer vertrauten Umgebung zu bearbeiten. Geleitet von dem Motto: Warum in die Ferne reisen, wenn "gutes Essen" auch nah sein kann.
Was will ich erreichen?
Der Wunsch, "gutes Essen" zu produzieren, verkaufen, kaufen oder essen, hat unterschiedliche Beweggründe. Die eine Person stellt wirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund, eine andere wünscht, dass es möglichst pestizidfrei ist, und eine andere räumt dem Prinzip der kurzen Wege Vorrang ein. Die eine Motivation wird laut ausgesprochen, eine andere verschwiegen und eine andere ist bisher noch nicht in Worte fassbar. Ich möchte mit meiner Arbeit einen Ansatz schaffen, durch welchen Motivationen und die damit verbundenen Werte und Normen ausgedrückt werden können und gegenseitiges (Wieder-)Verständnis ermöglicht wird.
Welchen Bezug habe ich zum Thema?
In meiner Tätigkeit am Lehrstuhl für Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft an der Universität Hohenheim beschäftige ich mich vor allem damit, wie ein sozial-ökologischer Wandel gelingen kann. Im Vordergrund steht dabei für mich die Frage, wie wir allen ein gutes Leben ermöglichen können, ohne dabei auf Kosten der Natur oder unserer Mitmenschen zu wirtschaften. Diese Frage ist auch für den Landwirtschafts- und Ernährungssektor von zentraler Bedeutung, um die Lebensgrundlage für uns Menschen nachhaltig zu gestalten und sicherzustellen.
Warum mache ich mit?
Durch das Projekt kommen Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten und mit verschiedenen Ansichten und Interessen zusammen. Diesen Austausch möchte ich unterstützen. Denn ich bin davon überzeugt, dass uns ein Wandel nur gelingen wird, wenn alle betroffenen Akteur*innen in den Prozess miteinbezogen werden.
Was will ich erreichen?
Den Austausch zwischen Forschenden, Landwirt*innen und Bürger*innen in den Biomusterregionen sowie darüber hinaus fördern und gegenseitiges Verständnis stärken; dadurch gemeinsam (neue) Wege für eine zukunftsfähige Landwirtschaft denken und gestalten, die sozial und ökologisch gerecht ist.
Die Expertin für Ethik
Das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen (IZEW) widmet sich der anwendungsnahen Erforschung ethischer Fragen, die sich in und aus den Wissenschaften ergeben. Wie wir begründete Vorstellungen eines guten und gerechten Lebens mit und von der Natur entwickeln können, ist eine Frage, mit der sich der Arbeitsbereich ‚Natur und Nachhaltige Entwicklung‘ beschäftigt. Wahrnehmung von Verantwortung und kritische Reflexion sind Schlüsselbegriffe dieses Ansatzes.
Dr. Uta Eser
Welchen Bezug habe ich zum Thema?
Meine persönlichen Wurzeln liegen im Weinbau. Durch die Mitarbeit im elterlichen Betrieb weiß ich, wie viel Freude, aber auch wie viele Sorgen mit der Erzeugung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte verbunden sein können.
Warum mache ich mit?
Ich bin überzeugt, dass unsere Beziehung zur Natur nicht nur eine Frage der wirtschaftlichen Vernunft ist, sondern auch auf Fürsorge und Vorsorge beruht - für die Generationen, die nach uns kommen ebenso wie für den Boden, der uns nährt und für die Lebewesen, mit und von denen wir leben. Über diese ethischen Dimensionen möchte ich mit den Menschen in den Bio-Musterregionen ins Gespräch kommen.
Was will ich erreichen?
Wichtig ist mir, das Gut-oder-Böse-Denken zu überwinden, das derzeit den Diskurs dominiert. Wir müssen uns als Gesellschaft darauf einigen, was lohnende Ziele und geeignete Mittel der Landwirtschaft sind. Das kann, so hoffe ich, besser gelingen, wenn wir uns über die Wert- und Moralvorstellungen verständigen, die uns antreiben.
Die Fachleute für Ökolandbau und Kommunikation
Die Agentur für Ökologie und Kommunikation Ökonsult ist die Schnittstelle zu den Bio-Musterregionen und kann dabei auf bestehende Kontakte und Erfahrungen aufbauen. Zwei Personen aus ihrem Team koordinieren und organisieren Veranstaltungen oder andere Aktivitäten in den Bio-Musterregionen und machen die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt.
Jutta Schneider-Rapp
Welchen Bezug habe ich zum Thema?
Als Agraringenieurin und Dipl.-Journalistin beackere ich schon lange grüne Themen, schreibe vor allem für Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch Gärtnerinnen und Gärtner und landwirtschaftliche Betriebe. Meine Steckenpferde sind Ökolandbau und Naturschutz.
Warum mache ich mit?
Bei meiner Arbeit fällt mir immer wieder auf, wie wenig Kenntnis Verbraucherinnen und Verbraucher über die moderne Landwirtschaft haben, und wie wenig Verständnis für die Sorgen und Nöte der Betriebe. Hier müsste es viel mehr offene Dialoge geben. Durch mein Fachwissen und praktische Einblicke in die Landwirtschaft weiß ich, wie vieles sich dort für den Tier- und Umweltschutz verbessern ließe. Außerdem stehen sich ökologisch arbeitende Betriebe mit konventionellen oft feindlich gegenüber. Ökovaluation blickt tiefer und hinter die Schaukämpfe von Bauern- und Umweltverbänden.
Was will ich erreichen?
Gespräche ermöglichen. Herausfinden, was bewegt die verschiedenen Akteurinnen und Akteure und warum handeln sie so. Vielleicht lässt sich bei offener Kommunikation eine gemeinsame Wertebasis entwickeln. Ein Fundament, auf welches sich die Ökologisierung von Landwirtschaft und Ernährung in den BMR und darüber hinaus aufbauen lässt.
Andreas Greiner
Welchen Bezug habe ich zum Thema?
Nach meiner Schulzeit ging ich auf einen Bio-Hof im Schwäbischen Wald, den Menschen aus der Entwicklungszusammenarbeit gegründet hatten. „Die Brennesselfarm“ wurde er von Einheimischen genannt. Dort lernte ich den ökologischen Landbau kennen, aber auch viel über Menschen und aus welchen Gründen sie sich für welchen Lebensstil entscheiden. Nach Studium der Agrarbiologie, einem Studienaufenthalt in Ostafrika sowie Fortbildungen im Bereich Pädagogik und Moderation sind das im Grunde immer noch die Themen, die mich bewegen.
Warum mache ich mit?
Bei all den Herausforderungen, mit denen wir heute konfrontiert sind, spielt immer unser Blick darauf eine entscheidende Rolle. Was ist mir wichtig? Worum sorge ich mich? Was würde ich gerne in meinem Leben erreicht haben? Diese Fragen treiben uns an – bewusst oder unbewusst. Im Forschungsprojekt Ökovaluation stehen diese Themen im Fokus.
Was will ich erreichen?
Die richtigen Fragen stellen, zuhören und auch mit Menschen unterschiedlicher Standpunkte und Einstellungen eine Basis für einen fruchtbaren Diskurs finden.