Zukunftsbilder der Landwirtschaft 2030 – alt

Ergebnisse der Foto-Aktion

Die Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft ist in vollem Gange. An welchen Werten können wir uns dabei orientieren? Um das herauszufinden, haben wir vom Forschungsteam Öko-Valuation die Foto-Aktion „Zukunftsbilder der Landwirtschaft“ durchgeführt. Menschen aus der Bio-Musterregion Heidenheim plus waren eingeladen, Bilder an uns zu schicken, die zeigen, wie sie sich die Landwirtschaft vor Ort im Jahr 2030 wünschen. Hier stellen wir einige der eingesandten Fotos vor.

Von Bildern und Werten

Die Bilder zeigen, wie viele unterschiedliche Werte in der Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft eine Rolle spielen. Wir haben sie nicht nur nach der fotografischen Qualität ausgewählt, sondern auch nach den mit ihnen verbundenen Aussagen. Unter jedem Bild stehen Sätze, mit denen die Fotografierenden erklären, was sie damit zeigen wollen. Daneben haben wir einen Kommentar gestellt, der verdeutlicht, um welchen Wert es jeweils geht.

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Ihre Meinung interessiert uns

Beteiligen Sie sich an der Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft

Mit dieser Foto-Aktion wollen wir alle einladen, sich an der Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft zu beteiligen. Welche Gedanken kommen Ihnen, wenn Sie diese Bilder sehen und die Texte dazu lesen? Was ist Ihnen besonders wichtig für unsere Landwirtschaft und Ernährung und Zukunft? Lassen Sie uns wissen, wie Sie darüber denken. Gerne können Sie einen Kommentar schreiben.

Bilder aus der Bio-Musterregion Heidenheim plus

Eine Auswahl zugesandter Fotos und Kommentare

Nachwuchs

„Arbeit 24/7, lausige Reputation, ungewisse Zukunftsaussichten und dennoch die Entscheidung Landwirt zu werden. Der Enkel im Dialog mit dem Großvater, eine Landwirtschaft in siebter Generation. Man ist sich nicht immer einig, Erfahrung trifft auf neue Methoden. Aber man lebt, diskutiert und arbeitet gemeinsam. Landwirt wird man aus Überzeugung. Die Zukunft gehört dem Nachwuchs.“
– Barbara Sopart

Identität

Landwirtschaft ist nicht nur ein Job. Bauer oder Bäuerin sein ist ein Lebensentwurf, für den sich Menschen entscheiden, oft verbunden mit einer familiären Tradition. Das ist wichtig für die Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft. Denn wer wir sind und wer wir in Zukunft sein wollen, das sind Fragen, über die Menschen normalerweise nicht in aller Öffentlichkeit diskutieren – und in die sich auch niemand gern reinreden lässt.

Mut zur Lücke

„Der Mut zur Lücke schmälert den Ertrag, schafft aber gleichzeitig Platz für anderes. In diesem Fall für Lerchen als Brutstätte. Der ‚Mut‘ für die Lücken wird finanziert von der Stadt Giengen, als Ausgleichsfläche für den Industriepark an der A7. Es wäre wünschenswert, wenn es 2030 etwas mehr Lücken und Platz für anderes gäbe, aber ganz ohne finanzielle Anreize wird das nicht passieren, vor allem nicht, wenn der Kampf um den teuren Boden immer heftiger wird.“
– Tobias Hornung

Rücksichtnahme

„Platz für anderes“ lassen. Rücksicht nehmen auf andere und anderes. Menschen brauchen Lebensmittel, aber sie brauchen auch Naturerleben. Die Erde ist nicht nur Lebensgrundlage für uns Menschen, sondern auch für andere Lebewesen. In der Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft geht es nicht nur um die Nutzung der Natur, sondern auch um ihren Schutz. Solche Rücksichtnahme stellt einen ideellen Wert dar, der auch honoriert werden muss.

Dorfgemeinschaft

„Ein Landwirt bei der Gülleausbringung. Neue Verfahren und Technologien machen die Landwirtschaft nachhaltiger. Das Injektionsverfahren wie hier im Bild ist geruchsarm, bodenschonend und vermindert insbesondere Emissionen. Die Landwirtschaft gehört zum Leben auf dem Land, zum Bild der Dorfgemeinschaft. Hoffentlich auch in Zukunft.“
– Barbara Sopart

Nachhaltigkeit

Zukunftsfähigkeit erfordert Kreativität und Veränderung. Der Blick zurück allein führt nicht weiter. Innovationen können Belastungen für Böden, Umwelt und Menschen minimieren. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Vorteile, sondern vor allem um langfristige Nutzbarkeit. Das bedeutet Nachhaltigkeit: Heute so zu handeln, dass auch morgen und übermorgen noch Landwirtschaft möglich ist.

Werden und Vergehen

„Ein Foto vom Straßenrand der kleinen Verbindungsstraße von Buch nach Beißwang, wo ich per Fahrrad öfters vorbeifahre. Der alte Baum, der kaum noch grüne Zweige hat, hat mich immer beeindruckt. Wie erfreut war ich, als ich im Frühjahr entdeckte, dass der Baum nicht einfach stirbt, sondern dafür Sorge getragen wurde, ihn durch einen jungen, neuen Baum zu ersetzen. Das ist für mich Erhalt der Landschaftsprägung an Weg und Flur.“
– Monika Holzmüller

Sorge

Die Sorge ist von Anbeginn eng mit der Landwirtschaft verbunden: Nicht nur der sorgenvolle Blick aufs Wetter oder auf die Märkte. Sondern auch Vorsorge und Fürsorge: Vorsorgend wirtschaften heißt, heute schon an morgen zu denken und den neuen Baum zu pflanzen, bevor der alte gestorben ist. Fürsorge gilt den Pflanzen und Tieren, von denen wir leben, und dem Boden, der uns alle trägt. Und nicht zuletzt steckt ‚Sorge‘ auch in `Versorgung´: Alle Menschen mit allem versorgen, was sie zum Leben brauchen. Und das so, dass es auch in Zukunft noch möglich ist.

Eierhäusle

„Das Foto zeigt das ‚Eierhäusle‘, in dem die Eier und Nudeln aus Ballmertshofen verkauft werden. Auch das ist für mich Zukunft, dass der Verbraucher seine Lebensmittel am besten regional auf Vertrauensbasis kauft.“
– Sandra Schmid

Vertrauen

Für ein gutes Miteinander braucht es Vertrauen. Wer die Höfe und die dort arbeitenden Menschen kennt, kann der Qualität der Produkte besser vertrauen. Umgekehrt gilt: Wer in der Region gut verwurzelt und vernetzt ist, kann sich auf die Zahlungsbereitschaft der Kundschaft verlassen. Wie kann das gegenseitige Vertrauen in unserer Region noch weiter gestärkt werden?

Schweinefreilandhaltung im Winter

„Als ich im Winter die Freuden des Langlaufes genießen konnte, führte mich die Loipe am Inneren Kitzinghof bei Bartholomä vorbei. Mit Erstaunen konnte ich sehen, wie Hausschweine im Freilandgehege den Schnee sichtlich genossen haben. Mich hat die Haltung der Schweine im Freien, die auch eigene Hütten im Gelände stehen haben, sehr beeindruckt.“
– Monika Holzmüller

Tierwohl

Welche Rolle spielen tierische Produkte in der Landwirtschaft der Zukunft? Das ist eine heftig umstrittene Frage. Unstrittig ist: Wenn wir Tiere halten und essen, dann muss es den Tieren möglichst gut gehen. Tierwohl ist ein Wert, den im Prinzip alle anerkennen. Strittig ist aber, was genau das Tier braucht, damit ihm wohl ist – und vor allem wer dafür zahlen soll.

Antik in die Zukunft

„Antik geht es in die Zukunft und das nicht, weil es kultig ist oder man Spaß am Reparieren alter Maschinen hat, sondern weil man keine andere Wahl hat. Ein neuer Mähdrescher ist für kleine Betriebe unbezahlbar, und kleine Flächen sind für Lohnunternehmer unattraktiv. Daher nagen sich die beiden Mähdrescher, wenn es das Ersatzteillager hergibt, auch 2030 noch durch die Felder Hürbens.“
– Tobias Hornung

Wahlfreiheit

Selbstbestimmt handeln zu können, stellt für alle Beteiligten im Agrarsystem einen hohen Wert dar – in der Erzeugung, Vermarktung, Verarbeitung und im Konsum. Kaum etwas schränkt diese Möglichkeit so sehr ein, wie fehlende ökonomische Ressourcen. Viele beklagen, dass die Warenwerte nicht den wahren Wert von Lebensmitteln widerspiegeln. Wie lassen sich in Zukunft die Handlungsspielräume in Landwirtschaft und Ernährungsweise erweitern?

Einklang mit Zukunft

„Es blüht so schön die Wildkräuterwiese, Bäume und Sträucher durchziehen Äcker und Weiden, Energie ist grün und erneuerbar. An solch einem Ort mag ich bleiben.“
– N.N

Heimat

Die Agrarlandschaft ist nicht nur Produktionsstandort für Lebensmittel und Energie, sondern für viele Menschen zugleich auch Heimat. Menschen wollen hier leben, sich wohlfühlen und Wurzeln schlagen. Heimat ist ein Sehnsuchtsort, hier scheinen die Widersprüche aufgehoben: Nutzen und Schönheit, Produktivität und Lebendigkeit schließen sich nicht aus, sondern werden integriert. Leben und leben lassen.

Kampf des Löwenzahns

„Der Löwenzahn hat sich durch die Betondecke gekämpft, deshalb hoffe ich, dass er ein Kämpfer bleibt und wir auch in Zukunft seine gesundheitlichen und schönen Vorzüge genießen können“
– Monika Romano

Kraftvolle Natur

Natur ist nicht nur Produktionsgrundlage, sie wird auch als eigensinnig, willkürlich und schöpferisch erlebt. Viele messen daher der Natur einen eigenen Wert bei, der unabhängig von ihrem praktischen Nutzen ist. Wie kaum etwas anderes ist die Lebendigkeit der Natur ein Symbol der Hoffnung auf eine (bessere) Zukunft. Möglichst naturnah wünschen sich viele ihre Lebensmittel und deren Herstellung. Allerdings ist Natur nicht immer „gut“ – sie bringt auch Schädlinge und Unwetter hervor.

Sommer im Ugental

„Demeterbewirtschaftung im Ugental vom Talhof in Heidenheim. Solche Felder sieht man leider nur selten und nur bei extensiver Bewirtschaftung. Viele Spaziergänger im Ugental waren begeistert und sind extra dorthin spaziert, um die blühenden Felder zu sehen.“
– Monika Böttger

Schönheit

Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig prägt die Landwirtschaft unsere Landschaft – zum Guten oder zum Schlechten. Für die Mehrheit der Bevölkerung hat die Landschaft vor allem ästhetische Qualität. Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft sind gesetzlich geschützt. Sie zu erleben und zu genießen, ist für viele Menschen der Inbegriff von Erholung.

Bei der Weizenernte

„Bei der Weizenernte in Gnannenweiler aufgenommen. Auf dem Bild sind neben dem Mähdrescher die dortigen Windkraftanlagen zu sehen. Auch sie gehören zur Zukunft der Landwirtschaft.“
– Regine Maurer-Schmid

Produktivität

Aus landwirtschaftlicher Sicht stellt Produktivität einen zentralen Wert dar. Sie zu steigern, war lange ein Ziel jeder Innovation. Heute geht es zudem darum, die Produktivität dauerhaft zu sichern. Auch andere Produkte geraten in den Blick. Landwirtschaft erzeugt nicht nur Nahrung, sondern auch Energie, Rohstoffe für die Industrie oder biologische Vielfalt.

Freilaufende Bio-Hühner

„Die Aufnahme wurde am 2. Mai in Bartholomä auf dem Gelände des Demeter HofGuts zur Scheunenwirtin gemacht. Sie zeigt die Freihaltung und Vielzahl der verschiedenen Hühner.“
– Jürgen Moll

Biodiversität

Biodiversität bedeutet: die Vielfalt des Lebendigen. Sie stellt einen hohen Wert dar. In den letzten Jahrhunderten haben Menschen durch Züchtung diese natürliche Vielfalt noch weiter steigern können. Heute ist die Biodiversität in der Natur und auf den Feldern bedroht. Deswegen hat sich die Weltgemeinschaft schon vor vielen Jahren zum erklärten Ziel gesetzt, die biologische Vielfalt zu bewahren und zu fördern. Wie kann dieses globale Ziel in unserer Region noch besser unterstützt werden?

Früh übt sich

„Dieses Foto zeigt meine kleine Tochter Marie, wie sie Hühner mit ihrem Schubkarren mit eigenem Weizen füttert. Wir sollten es allen Kindern ermöglichen früh eine Beziehung zur Natur und zu Tieren aufzubauen. Denn unsere Kinder sind die Zukunft und letzten Endes auch die Verbraucher der Zukunft. Wenn unsere Kinder wissen, wo unsere Nahrungsmittel herkommen und wie diese erzeugt werden, können sie diese wertschätzen.“
– Sandra Schmid

Naturverbundenheit

In Verbundenheit mit Tieren und Pflanzen zu leben und sich gut um sie zu kümmern – dazu sind im Grunde alle Menschen fähig. Diese Fähigkeit ausleben und entwickeln zu können, stellt einen hohen Wert dar. Sowohl im Naturschutz als auch in der Landwirtschaft erhoffen sich viele von einer größeren Naturverbundenheit der Menschen mehr Rückenwind für ihre Anliegen. Wie können Landwirtschaft und Ernährung in unserer Region Naturerleben und Naturverbundenheit ermöglichen?

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